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Alligator. Art and Science

Alligator. Art and Science ist ein gemeinnütziger Verein mit Sitz in Köln. Alligator. Art and Science initiiert, berät und fördert Vorhaben von Künstler:innen und Wissenschaftler:innen und leistet Vermittlungsarbeit im nationalen und internationalen Rahmen. Der Verein gibt eine Schriftenreihe heraus und wirbt Fördermittel ein. Alligator. Art and Science dankt allen, die den Verein ideell und materiell unterstützen.

Die Website präsentiert die seit der Vereinsgründung 2015 geförderten Projekte.

Bücher und Ausstellungen

Echoing Silences - Zimbabwe as Metaphor

Andreas Wutz

360 Seiten, 330 Abbildungen
30 x 22 cm
ISBN 978-1-77922-409-5
Weaver Press, Harare, Zimbabwe, 2022

Begleitbuch zur Ausstellung „Namuhla yisikhathi esadlulayo“ in Goethe Zentrum Harare, National Botanic Gardens Harare, National Museum Mutare, Inganu Books Bulawayo und National Gallery Bulawayo, Zimbabwe, März-April 2022

Echoing Silences - Zimbabwe als Metapher

Andreas Wutz

368 Seiten, 330 Abbildungen
30 x 22 cm
ISBN 978-3-948040-02-4
Hyper Focus Books, Köln 2020 (deutsche Ausgabe)

Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung in der Pasinger Fabrik, München, Mai-Juni 2019. Gefördert von Stiftung Kunstfonds Bonn und Institut für Auslandsbeziehungen e.V. (ifa)

Eine Straße in den Bergen Zimbabwes gesäumt von Msasa-Bäumen, Akazien, Baobabs, Spinnenkraut, Felsbrüchen und Granitformationen. Zimbabwe ist bekannt für seine enorme Artenvielfalt und große landschaftliche Schönheit. Auf diesem scheinbar so friedlichen Bild jedoch liegt ein langer Schatten, der weit in die Zeit des Befreiungskrieges (1964-79) zurückreicht, der an dieser Straße seinen Anfang nahm und noch heute die Geschicke des Landes und seiner Menschen beeinflusst. Naturidyllen wurden zu Kriegszonen, die oft gleichzeitig von schwerbewaffneten Kämpfern sowie mit Pflanzenpressen bepackten Botanikern durchstreift wurden. Einzigartige Vegetationszonen hatten sich plötzlich in Minenfelder verwandelt. Vieles Gewaltsame und Grausame, was in diesem Krieg geschah, hat bis heute keine Sprache gefunden, außer der des Schweigens, das im Leben nachfolgender Generationen Lücken lässt und deren Identitätsfindung erschwert. Das Buch unternimmt deshalb den Versuch, sich auf unkonventionelle Art und Weise diesem transgenerationellen Trauma zu nähern. Nicht Historiker, sondern Botaniker erzählen aus botanischer Sicht, wie sie die Kriegszeit erlebt haben und ihre Pflanzenbelege werden in einen historischen Kontext gesetzt. Nicht Zeitzeugen berichten, sondern Alltagsgegenstände aus dieser kritischen Zeit, indem die Geschichte ihrer Herkunft und ihres Gebrauchs detailreich von ihren heutigen Besitzern erzählt wird. Die Zusammenschau dieser Bilder und Texte macht etwas sichtbar, was sonst nur als fernes, leeres Echo die Zimbabwesche Gegenwart prägt.

ArchivKomplex


Stellungnahmen, Berichte, Bilder und künstlerische Interventionen zum Archiveinsturz in Köln am 3. März 2009. Ideen zur Neugestaltung des ehemaligen Archivgeländes und seiner Umgebung, Köln 2020

144 Seiten, 148 Abb.
Hyper Focus Books
ISBN 978-3-948040-09-3

Die Initiative ArchivKomplex ist eine unabhängige Gruppe von Künstler:innen, Architekt:innen, Autor:innen und anderen engagierten Bürger:innen und Bürgern, die sich mit dem Einsturz des Kölner Stadtarchivs (2009) und seinen Folgen künstlerisch und damit auch politisch auseinandersetzen. Wie konnte es zu dem Unglück kommen? Wie sind auch heute noch Einzelne – und wir insgesamt als Stadtgesellschaft – davon betroffen? Was geschieht jetzt und im Verlauf der nächsten Jahre am Einsturzort? Und wie kann der künftige Umgang mit diesem Ort – als Sinnbild für diese Kölner Katastrophe und gleichzeitig als mögliches Potenzial ihrer „Heilung“ – aussehen? 

Ein großer Erfolg der Initiative ist der Ratsbeschluss, den Raum über dem unterirdischen Gleiswechsel der U-Bahn nicht zuzuschütten, sondern als „K3. Die Halle mit dem Knick“ für Kunst, Kultur und Kommunikation offenzuhalten. Derzeit bereitet eine Arbeitsgruppe von ArchivKomplex und „Köln kann auch anders“ mit städtischen Ämtern einen Ideen- und Realisierungswettbewerb vor. Am Ende geht es um eine Gesamtlösung für das Grundstück des ehemaligen Archivs, die künstlerisch an die Katastrophe erinnert und die Halle mit dem gesamten Gelände zu einem attraktiven urbanen Ort werden lässt.

Henry Rox Revue. Fotografie / Photography 1935-1955

Wolfgang Vollmer


34 Seiten und 28 Seiten Beiheft, deutsch / englisch
64 s/w und Farbaufnahmen
ISBN 978-3-902993-97-7
Fotohof Edition Bd. 297, Salzburg 2020

Ausstellung: Fotohof Salzburg, Januar 2021-April 2021

Richas Digest, Köln 2021

Die fotografische Bildwelt von Henry Rox (1899-1967) ist eine verrückte Revue mit hintergründigem Witz und launigem Charme. Sie spielt mit Verkleiden und Parodieren und lebt von einfachen wie gleichermaßen phantasievollen Arrangements und Henry Rox Revue. Inszenierungen, in denen der Künstler unterschiedlichste Rollen mit diversen Früchten und Gemüsen als Hauptdarsteller besetzt. Ein Obst-Stillleben nach alter flämischer Art ist das nicht. Die Früchte sind keine Stellvertreter einer bestimmten Aussage, aber sie sind ausgesucht nach Form und Größe und ergeben in ihrem Arrangement diese allzu normale Szene. Es ist etwas Verspieltes im Bild, in der Art des Aufbaus, in der ganzen Fotoarbeit. Man spürt in den „Photo-Sculptures“ von Henry Rox eine nahezu kindliche Lust an der überraschenden Transformation, wenn beispielsweise aus einem Apfel mit wenigen Handgriffen ein menschlicher Kopf wird. Er kreiert eine Parallelwelt, die zugleich realistisch und fiktional ist, zugleich wiedererkennbar und Illusion – denn hier lebt und spricht der Apfel, die Banane ist in Bewegung und der Lauch singt.
Der Fotograf und Sammler Wolfgang Vollmer hat sich besonders für die Wiederentdeckung des fotografischen Werks von Henry Rox engagiert. Er recherchierte Leben und Werk und verwaltet einen Teil des Nachlasses.

Ausgezeichnet mit dem Deutschen Fotobuchpreis 2021/22 in Bronze in der Kategorie "Konzeptionell-künstlerischer Fotobildband".

The Fountain Mémoire.
Der Readymade-Impuls und seine Narrative

Rolf Bier (Hg.)


Mit Beiträgen von Rolf Bier, Daniel Martin Feige, Susanne M.I. Kaufmann, Nicola Lepp, Michal B. Ron und einem Gespräch zwischen Werner Reiterer und Rolf Bier.

237 Seiten, 90 Abb.
25 x 17 cm
Edition Metzel, München 2019
ISBN 978-3-88960-192-6
Band II der Schriftenreihe Alligator. Art and Science e.V. Köln

Begleitbuch zur Ausstellung
„The Fountain Mémoire“ im Projektraum des Deutschen Künstlerbundes, Berlin
8.3.2019-28.4.2019

Das Objekt „Fountain“ von Marcel Duchamp wurde 1917 in New York bei seiner anonymen Einreichung zur Ausstellung der Society of Independent Artists abgelehnt. Mehr als hundert Jahre später ist das ›ready made‹ im Original verschollen, aber über massenhafte Abbildungen – auch von Repliken – ins common memory nicht nur der globalen Kunstgemeinde ikonisch eingebrannt. An Gestalt und Intention dieses Werks scheiden sich allerdings immer noch die Geister. In der Kunst nach dem aufgesockelten Urinal ist nichts mehr so wie vorher: Ein um 90 Grad gekipptes, industriell hergestelltes Keramik-Becken zum Wasserlassen für Männer, signiert von einem geheimnisvollen Künstler mit dem Pseudonym R. Mutt, hat eine jahrhundertelange Tradition der Kunstanschauung auf den Kopf gestellt und ermöglicht bis heute, in rasanter Abfolge immer neue Werkbegriffe zu erschaffen.

Die von dem Bildhauer und Maler Rolf Bier konzipierte Ausstellung »The Fountain Mémoire« erinnert spielerisch an die Radikalität der mit dem Werk Duchamps verknüpften Ideen und deren bahnbrechenden kunsttheoretischen Konsequenzen. Ohne den Kunstgriff, Alltagsgegenstände im Rahmen der Kunst zu nutzen, sie gar zur Kunst zu erklären und somit den Kontext der Wahrnehmung und die Rolle der Betrachter:innen zu befragen, wäre die zeitgenössische Kunst nicht das, was sie heute in ihrer Vielfalt ist – und nach wie vor nicht immer wieder so verunsichernd. Der ready-made-Impuls (R. B.) ist in einem exemplarischen Sinn für die Autonomisierung eines Kunstbegriffs verantwortlich, demzufolge Kunst ist, was Künstler:innen machen.

Automobile Frauen
Eine Sammlung von privaten Fotografien

Bernd Dicke und Wolfgang Vollmer (Hg.)


78 Seiten, 21x15 cm
ISBN 978-3-948040-01-7
Hyper Focus Books
Köln 2019

Begleitbuch zur gleichnamigen Ausstellung im Richas Digest, Köln, September-Oktober 1919

„Über 70 Millionen Bilder findet Google zu dem Suchbegriff „Auto mit Frau“. Was kein Wunder ist, denn seit es Automobile gibt, sind sie zusammen mit Frauen ein beliebtes Motiv. Generationen von Profi- und Amateurfotografen haben sich an dem Thema regelrecht abgearbeitet. Das Ergebnis ist ein gigantischer Bilderberg vor allem erotischer Inszenierungen (halb-)nackter weiblicher Körper an, auf oder in teuren Karossen. Dass in dieser Flut wahre Schätze schlummern, zeigt die eindrucksvolle Fotosammlung des Ausstellungsmachers und Autors Bernd Dicke. Sie umfasst rund 70 als Fundstücke zusammengetragene Amateuraufnahmen von Frauen mit Autos. In Kooperation mit dem Fotografen Wolfgang Vollmer entwickelte Dicke daraus die Edition „Automobile Frauen“, bestehend aus zwei Bänden, einem Plakat sowie einer Originalfotografie. Die meisten Fotografien der Sammlung entstanden in der deutschen „Wirtschaftswunderzeit“ der 1950er und 1960er Jahre. Sie entstanden in einer Epoche, die man im Rückblick vielleicht als „Zeit der Unschuld“ bezeichnen könnte.“ (Susanne Boecker, Köln)

Fotografien verstehen

Reinhard Matz
Bernd Stiegler (Hg.)


256 Seiten, 80 Abb.
21x15 cm
Band I der Schriftenreihe Alligator. Art and Science e.V. Köln
Verlag der Buchhandlung Walther König, 2017
978-3-86335-990-4

„Matz’ theoretischer und historischer Zugang zum Medium rekurriert auf Autoren, die explizit über Fotografie geschrieben haben wie Barthes, Eco und Dubois, außerdem auch auf Marx, Freud und Foucault. Anregend ist der Gedanke, die Analyse einer Fotografie mit der „Traumarbeit“ im Sinne Freuds zu vergleichen, wie Matz es am Beispiel der Aufnahme einer Straßenwalze von Renger-Patzsch aus dem Jahr 1940 vorführt, die als „widerspruchsfreie, bieder affirmative Technikpräsentation“ die Zeit ihrer Entstehung völlig ausblende: „Sehr ähnlich muss es darum gehen, nicht durch die Bildwirklichkeit hindurch die gezeigten Dinge zu betrachten, sondern gerade umgekehrt und gegen die Evidenz des Augenscheins durch das manifeste Material einer Fotografie hindurch deren spezifische Verarbeitungsweise vorgegebener Wirklichkeit als Produktion von Bedeutungen zu analysieren und dies als Symptom im Rahmen ihrer gesellschaftlichen Bedingungen zu interpretieren“. Regelmäßige Verweise auf literarische Texte zeugen von der Belesenheit des Verfassers und erklären vielleicht auch seine präzise Sprache. Die macht die Lektüre ebenso zu einem Genuss wie gelegentliche sprachliche Seitenhiebe auf die „Struffskys“, deren Fotos Matz als „großformatige Verklärungen unserer Welt“ kritisiert, die „maßgeblich durch Steuerabschreibung derer finanziert werden, die ihren Zustand wesentlich zu verantworten haben“. Was sich ebenfalls durch die Beiträge zieht: Matz schaut sehr genau hin.“ (Cornelia Brink, Freiburg)

Kölner Experimente


Ausstellung der Studierenden der Kölner Werkschulen, Fotoklasse 1965-1933
20 Seiten
Köln 2018

Begleitpublikation zur gleichnamigen Ausstellung in der Michael Horbach Stiftung Köln
16.-24. November 2018

Schon 1965 wurde an den Kölner Werkschulen eine Klasse für »Kunst und Fotografie« ins Leben gerufen. Sie war damit eine der ersten Fotoausbildungen in NRW, die Fotografie weder angewandt noch rein handwerklich vermittelte, sondern als künstlerisches Medium. Mit der Umwandlung der Werkschulen 1971 in den Fachbereich Kunst und Design der Fachhochschule Köln wurde die Klasse unter dem Titel »Künstlerische Fotografie« bis zur Aufgabe des Fachbereichs 1993 weitergeführt.

Die ungewöhnliche Ausstellung »Unter Freunden und Konkurrenten. Kölner Experimente. Ein Klasse für sich.« zeigt mit 73 Teilnehmer:innen erstmals das gesamte Spektrum der fotografischen Entwicklung dieser Fotoklasse: von anfänglichen Reportagen, über die Autorenfotografie bis zu späteren, sehr freien Experimenten und medialen Einbindungen. Viele Absolvent:innen haben sich nach dem Studium im Kölner Raum etabliert, andere leben heute weltweit zwischen San Francisco und Seoul oder im deutschen Sprachraum zwischen Wismar und St. Gallen. Über 100 von Ihnen konnten benannt und fast alle kontaktiert werden.

August Sanders »Köln wie es war«.
Eine Revision

Reinhard Matz


112 Seiten, 60 Abbildungen
Format 12,5 x 20,5
Greven Verlag Köln 2016

Das Buch behandelt die späte Liebe der Kölner zu einem Fotokonvolut, das zur erfolgreichsten Bildersammlung über die Domstadt avancierte. Wie kein anderer prägte August Sander mit seinen Fotografien aus den 1920er- und 1930er-Jahren die visuelle Vorstellung des historischen Köln, obwohl seine Aufnahmen wenig innovativ waren und ein sehr eingeschränktes Bild der Stadt inszenierten. Wie gelang es dem weltberühmten Portraitisten, mit nicht nur stadtgeschichtlich verklärenden, sondern auch technisch fragwürdigenden Bildern eine so nachhaltige Resonanz zu erzeugen? Reinhard Matz beschreibt die Entstehung der Kölnmappen, ihre Ankaufs- und Publikationsgeschichte, um das Werk schließlich mit einigem Stirnrunzeln zu würdigen: Fotokunst, die schon zur Zeit ihrer Entstehung weder der modernen Großstadt noch Sanders künstlerischem Rang entsprach.

„Die Publikation von Reinhard Matz ist ein überaus wichtiger, weil erfrischend kritischer Beitrag zur Rezeptionsgeschichte des legendären fotografischen Werks von August Sander. Schritt für Schritt und überaus präzise analysiert er den Prozess der Kanonisierung und der allmählichen Legendenbildung rund um den Fotografen. Auf diese Weise gelingt es ihm, angebliche Gewissheiten in der Sander-Rezeption zu hinterfragen und ein teilweise neues, jedenfalls angemesseneres Bild seines Werks zu entwerfen.“ (Anton Holzer, Wien)

Performances, Konzerte, Aktionen

Boykottiert die Systeme. Kunst zum Vormärz von ’68
3 Aktionstage, 7 Filme, 1 Website

Rudolf Herz / Julia Wahren


München 22.-24. Juli Juli 2022

Ein Projekt von Public Art München des Kulturreferats der Landeshauptstadt München, gefördert von NEUSTART KULTUR

http://www.boykottiertdiesysteme.org/

Die Vorgeschichte der Revolte von '68 in Deutschland ist wenig bekannt. Dabei geht ihr antiautoritärer Aktivismus zum guten Teil auf die Schwabinger Bohème zurück. Treibende Kraft waren die Künstlergruppe SPUR und vor allem die SUBVERSIVE AKTION, inspiriert von der SITUATIONISTISCHEN INTERNATIONALE.

In »Boykottiert die Systeme! Kunst zum Vormärz von ’68« forschen Rudolf Herz und Julia Wahren nach den revolutionären Strömungen der frühen 60er Jahre in München. Die Suche führt in Archive, Bibliotheken und vor allem zu Aktivist:innen von damals, die heute auf der ganzen Welt verstreut leben und eigens nach München kommen. Herz lädt sie ein zu Diskussionen, Streifzügen durch die Stadt und Besuchen historischer Orte. Zusammen mit Julia Wahren transformiert er ihren subversiven Spirit in Filme und transmedial-künstlerische Performances im öffentlichen Raum. Der Titel des Projekts ist dem Januar-Manifest der SPUR, dem „Gaudi-Manifest“, entlehnt: „Boykottiert alle herrschenden Systeme und Konventionen, indem Ihr sie nur als missratene Gaudi betrachtet.“ Mit ihren provozierenden Auftritten markiert die SPUR den „Beginn einer ästhetisch-politischen Opposition in der Bundesrepublik“, so der Kulturhistoriker Eckhard Siepmann. Theoretiker der Gruppe ist Dieter Kunzelmann, der sich zum energischen Vertreter der kulturrevolutionären Ideen der Situationistischen Internationale entwickelt.

TRICOLORE 2
Abstract Soap in drei Akten 

Julia Wahren (Text, Stimme) und Karina Erhard (Flöten, Saxophon, Loop)


Schwere Reiter München, 23. Juli 2019

Problemlösung geht manchmal so schnell. In TRICOLORE  2 haben die beiden Akteurinnen 3x20 Minuten Zeit, einen Notstand zu betrachten, zu benennen und zu beheben. Zuweilen ist auch der Notstand erst noch zu kreieren. Der kann sein: die allgemeine Hysterie, die hohe Kunst der Klage oder auch eine überbordende Menge  an Kleiderbügeln.

Mit Musik geht nicht nur alles leichter, es geht vor allem ganz anders. Die Aufgaben sind mental, musisch, metrisch, psychisch, physisch, fürchterlich, die Lösung mal logisch, mal nicht, mal trivial, mal radikal. Julia Wahren denkt und tönt laut und leise, Karina Erhard spielt Flöten, Saxophon und Loopgerät. Das Duo löst auf diese Weise schon seit längerem gemeinsam Probleme (erstmals in TRICOLORE 1 sowie in kurzen Interventionen im öffentlichen Raum), so wie es nur beherzte Musik- und Performerinnen können.

BRIDGES

Ensemble HORIZONTE (Detmold) mit SOUND ART + DRAMA (München)


Konzert-Performance

12. Dezember 2017 Hunter College, New York City
13. Dezember 2017 Francis M. Naumann Fine Art, NYC
14. Dezember 2017 Deutsches Generalkonsulat, NYC
30. Januar 2019 Safe, Basel
31. Januar 2019 Villa Sträuli, Winterthur
1. Februar 2019 Le Cap, Französische Kirche, Bern

Das Ensemble Horizonte aus Detmold wurde mit einem interdisziplinären Programm nach New York eingeladen, das zeitgenössische Musik und Texte zum Dadaismus und zur Kunst von Marcel Duchamp verbindet. Das Programm, das an verschiedenen Orten präsentiert wird, umfasst Musik u.a. von Malika Kishino, Giacinto Scelsi, John Cage und Max E. Keller. Das Ensemble spielt mit vier Instrumenten: Violine, Bratsche, Cello und Oboe, ergänzt durch eine Performerin. Das Ensemble Horizonte, das von dem Komponisten Jörg-Peter Mittmann geleitet wird, widmet sich der zeitgenössischen Musik. Einer der programmatischen Schwerpunkte ist auf das Verhältnis von Musik, Literatur und bildender Kunst gerichtet. Dabei gibt es viele aufschlussreiche Parallelen zwischen den verschiedenen Genres. So kombinierte das Ensemble Horizonte in der Vergangenheit Musik von Morton Feldman mit den bekannten Bildern von Mark Rothko oder Willem de Kooning, Musik im Geiste von Philip Glass mit dem Kurzfilm "Railroad Turnbridge" von Richard Serra, Musik von Jörg-Peter Mittmann mit der Architektur von Frank Gehry. Das aktuelle Projekt beleuchtet die Beziehung zwischen der Ästhetik von Marcel Duchamp und der modernen Musik, insbesondere der Musik von John Cage. Von Dada und Surrealismus inspirierte Texte werden mit verschiedenen Werken der zeitgenössischen Musik kombiniert, um ein Panorama von Sinn und Bedeutung in der Artikulation moderner Ästhetik zu schaffen.

Mareike Neumann / Milena Schuster – Violine
Maria Pache – Viola
Martina Styppa – Violoncello
Helene Schütz – Harfe
Jörg-Peter Mittmann – Oboe
Julia Wahren – Stimme

Das Stille Post Projekt

Sabina Flora


Seit 2017 Work in Progress, präsentiert an wechselnden Orten, kuratiert von Sabina Flora

Ähnlich dem Prinzip der Stillen Post reagieren seit mehreren Jahren professionelle Künstlerinnen aus ganz Deutschland auf die zugesandte Arbeit eines Kollegen mit einem eigenen Beitrag. Dadurch entsteht ein zusammenhängendes, eigenständiges Werk aus verschiedensten Techniken: Zeichnung, Malerei, Fotografie, Collage, Druckgrafik, Musik, Video und Objekt.

Anfang 2017 erstellte die erste Künstlerin eine Arbeit und übergab diese per Post an einen zweiten Künstler. Dieser reagierte mit einem Werk und schickte seinen Beitrag an einen dritten Künstler. Diesem Prinzip folgend reihten sich nach und nach weitere Künstlerinnen und Künstler, die sich zumeist nicht kannten, ein. Das erhaltene Werk behielten sie bis zur Ausstellungseröffnung in Obhut, um es dann dort persönlich zu hängen. So wurden Ende 2017 im Kutscherhaus in Recklinghausen 22 Arbeiten ausgestellt, in Remscheid 2018 kamen 28 Künstlerinnen und Künstler neu dazu. Das Projekt setzte sich in den folgenden Jahren fort und wurde 2023 in Trier präsentiert.

Fernab von Konkurrenz und Kunstmarkt entsteht eine Möglichkeit des aufeinander Reagierens und Zusammenspiels, das wir eher aus der Musik kennen. Hier zeigt sich eine oft nicht wahrnehmbare Ebene kreativer Prozesse. An den Ausstellungstagen entwickelt sich ein reger Austausch über die Verknüpfung von Arbeit zu Arbeit. Besucherinnen und Besucher können spüren und verstehen wie in diesem Prozess etwas entstanden ist, das zusammen „größer ist als die Summe seiner Teile“.

https://www.das-stille-post-projekt.de

OH MAMA!

Musiktheater-Revue von Julia Wahren und Volker Giesek 


Musiktheater-Revue von Julia Wahren und Volker Giesek 
Uraufführung 4. Dezember 2015, Pasinger Fabrik, München
 
Warum bekommen Frauen hier und  heute so wenig Kinder? Falsche Frage. Warum bekommen sie überhaupt noch Kinder? Es gibt doch Hobbys, die sich leichter neben dem Beruf ausüben lassen. Hobbys, die nicht gleich allen Chefs Angst machen. Die sich leichter vertagen lassen als Dreitagefieber, Windpocken, Einschulung! Und später, wenn man alt ist und Hilfe braucht, sagen sie: Mama, du willst doch, dass ich dich gern besuchen komme, oder? Dann mach mir bitte keinen Druck.
 
Warum also kriegen Frauen heute noch Kinder? Weil’s die Männer unseres Wissens immer noch nicht können. Und: Weil’s schön ist. Und weil Kinder glücklich machen. Oder zumindest das Potential dazu haben. Weil gefälligst irgendwer den Traum vom besseren Leben weiterträumen muss. Weil uns einfach nix einfällt, das uns so komplett fordert, überfordert, erfüllt und in den Wahnsinn treibt.
 
OH MAMA! ist eine Revue aus unzählbaren Situationen zwischen Müttern, zwischen Mutter und Kind, zwischen Mutter und dem Rest der Menschheit, zwischen Gewinnern und (scheinbaren) Verlierern in der engsten, herrlichsten, schrecklichsten Beziehung der Welt. OH MAMA! ist Theater und Musik, innig, komisch, hintersinnig und gemein, übermütig und furchtbar nah am Wasser gebaut, sehr persönlich und voll haarsträubender Wiedererkennungseffekte.